Herdenschutzhunde

 

Ein paar ehrliche und nachdenkswerte Worte über Herdenschutzhunde:

 

 

 

Die jahrhundertealte Aufgabe eines Herdenschutzhundes war und ist es, eine ihm anvertraute Herde gegen Menschen und Tiere, vor allem Raubtiere, selbständig zu verteidigen.

 

Dies sollte man IMMER im Hinterkopf haben, wenn man sich mit diesen Hunden beschäftigt oder überlegt, sich einen solchen Hund ins Haus zu holen.

 

 

 

Aber was heißt dieser Satz?

 

 

 

Ein Hofhund macht dies doch auch und mein zukünftiger Hund soll  auf unser Haus aufpassen...

 

So und ähnlich hört man öfters, wenn sich Menschen für einen der knuffigen Riesen interessieren, die als junge Hund meist ruhig und zurückhalten präsentieren.

 

Während ein Hütehund (das sind Border Collies, Deutsche und altdeutsche Schäferhunde, Bearded Collies und viele mehr) für das Zusammenhalten der Herden zuständig sind und MIT dem Schäfer zusammen arbeiten, so ist dies bei Herdenschutzhunden anders.

 

 

 

Sie sollen hauptsächlich in der Dämmerung und Nachts die Herden gegen Wölfe, Bären und Diebe verteidigen. Diese Aufgabe müssen sie eigenverantwortlich, mutig und vor allem selbständig meistern. Darauf wurden sie jahrhunderte lang selektieren.

 

Das kann man nicht abschalten!

 

 

Hier ein Beispiel:

 

Stell dir vor, du bist nachts alleine im Wald, siehst kaum die Hand vor den Augen. Du hörst Geräusche, du hörst wie ein Rudel Wölfe kommt. Diese wollen nicht spielen, sondern Beute machen. Sie wollen ein Schaf, das neben dir schläft töten.

Deine Aufgabe ist es, diese Wölfe zu vertreiben. Die Wölfe daran zu hindern etwas zu fressen zu bekommen. Wölfe, die Hunger haben.

 

Du bist vielleicht nicht alleine, aber sie sind in der Überzahl.

 

Nimm dir für diese Szenario ein paar Minuten Zeit.

 

 

 

Diese tiefverwurzelten, selbständigen Schutztrieb eines Herdenschutzhundes kann man durch keine Erziehung abschalten!

 

Man kann ihn in Bahnen lenken und etwas abmildern, in dem man dem jungen Hund möglichst viel zeigt und ihm klar macht, das unsere Umwelt hier bei uns  KEINE Gefahr ist und indem man ihn sinnvoll erzieht. Verpaßt man die Prägungsphase als Welpen, wird dies um so schwieriger!

 

 

 

Aber ein Herdenschutzhund wird, wenn er erwachsen ist, in Situationen die ihm neu sind oder bedenklich erscheinen, NIE auf ein Kommando warten, sondern selbständig entscheiden und das heißt: verteidigen.

 

 

 

Nun ist so ein Herdenschutzhund mit 65 - 80 cm Rückenhöhe und einem Gewicht von 36-60 kg kein Hund, den man ohne entsprechenden Gehorsam davon abhalten kann, das zu tun, was er sich in den Kopf gesetzt hat.

 

 

 

Zurück zu dem Satz, der Hund soll ja nur auf mein Haus aufpassen.

 

Das Problem: er verteidigt nicht nur dein Haus. Er verteidigt auch dein Kind gegen die Eltern der Spielkameraden, Nachbars Garten gegen dessen Besucher, dein Haus gegen die neue Freundin deines Kindes. Wie groß sein Radius ist, den er beschützt und verteidigt, das bestimmt er, nicht du.

 

Und der volle Schutzinstinkt kommt meist erst zum Vorschein, wenn der Hund im Kopf erwachsen ist. Da kann er auch schon mal 3 Jahre alt sein.

 

 

 

Diese Hunde schonen tagsüber ihre Kräfte, dösen und beobachten. Sie wirken ruhig und gelassen. Aber in Sekundenschnelle werden sie zu imposanten, reaktionsschnell abwehrenden Schutzhunden mit beachtlicher Größe und Gewicht.

 

 

 

Diese Hunde sollten über viele Jahrhunderte NIE gehorchen, sondern immer selbständig entscheiden und beschützen. Das geht in unseren heutigen Lebensformen meist nicht mehr.

Diese Hunde sind normalerweise 1-Mann-Hunde, die selten einem 2. Menschen gehorchen. Wie willst du das dann bei Urlaub oder Krankheit machen? Wie, wenn sich deine Familienverhältnisse verändern? Diese Hunde beschützen Kinder, aber sie werden ihnen nie wirklich gehorchen.

 

 

 

Bitte denke über dieses gründlich nach, bevor du dir einen Herdenschutzhund holst.

Nimm die Worte genauso so, wie sie hier stehen. Es steht die Erfahrung von einer ganzen Reihe von verschiedenen Herdenschutzhunden dahinter.

 

Anne